von Dr. Michael Dienstknecht (Gewinner YRA 2023)
Auf der Suche nach schnell wirkenden Lösungen für die Probleme auf der letzten Meile der Paketzustellung haben sich in der jüngeren Vergangenheit Forscher wie Praktiker u.a. auf den Einsatz moderner Technologien gestürzt – darunter auch Drohen. Den in der Forschung betrachteten drohnen-gestützten Konzepten ist (bis auf wenige Ausnahmen) gemein, dass sie eine direkte Interaktion zwischen Drohne und Empfänger voraussetzen – und damit neue Probleme wie bspw. bzgl. Kunden-Erreichbarkeit und Customer Experience schaffen. Es ergibt sich die Frage, ob es dennoch möglich ist, von den zweifellos vorhandenen Vorteilen einer Drohne zu profitieren, wenn direkter Kontakt zwischen Kunde und Drohne ausgeschlossen werden soll. Tatsächlich besteht diese Möglichkeit – etwa, wenn die Drohne eingesetzt wird, um den eigentlichen Zusteller von einem (außerstädtischen) Depot zu beliefern. Dadurch unterbleibt nicht nur jeder Kundenkontakt der Drohne, sondern es werden zwei logistisch interessante Dinge erreicht: Die oftmals (zu) knappen Kapazitäten der eigentlichen Lieferfahrzeuge werden erweitert und man erlaubt eine Berücksichtigung dynamisch am Depot eintreffender Lieferaufträge – gerade im Onlinehandel sehr relevant.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes von Dienstknecht, Boysen und Briskorn (2022) wird ein entsprechendes Problem formalisiert, als gemischt-ganzzahliges Programm formuliert und mit verschiedenen Heuristiken, die auf der Dekomposition des Problems in die Routenplanung des Liefervehikels und die Erzeugung des für diese Route optimalen Flugplans der Drohne (per Dynamischer Programmierung) basieren, angegangen. In einer umfassenden Rechenstudie zeigt sich, dass dieses Lieferkonzept bei korrekter Umsetzung eine deutlich günstigere Auslieferung ermöglichen kann als die rein lieferwagen-gebundene Variante, aber auch als die sonst in der Literatur übliche Konzeption, in der sowohl Lieferwagen als auch Drohne Kunden direkt beliefern.