Informationen zur GOR

Die Gesellschaft für Operations Research e.V. (GOR) ist die Fachgesellschaft für das wissenschaftliche Gebiet des Operations Research in Deutschland und setzt sich für die Förderung und den Einsatz von Operations Research in Wissenschaft und Praxis ein.

Im Operations Research (OR) werden mathematische Modelle, Algorithmen und Datenanalysen entwickelt und angewendet, um komplexe Probleme zu lösen und Entscheidungen in Wirtschaft, Technik und Forschung zu treffen. Sie kombinieren Methoden aus Mathematik, Statistik, Informatik und Ökonomie und bildet die Grundlage für viele Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI).

GOR-Vorstand für die Jahre 2025 und 2026 sind Prof. Dr. Jutta Geldermann (Universität Duisburg-Essen) als Vorstandsvorsitzende, Hanno Schülldorf (Deutsche Bahn AG), Prof. Dr. Dominik Möst (TU Dresden) und Prof. Dr. Stefan Ruzika (RPTU Kaiserslautern).

Der Begriff „Operations Research“ wurde 1941 von dem amerikanischen Mathematiker George Dantzig geprägt. Er war ein Pionier in der Entwicklung von Methoden zur Lösung von linearen Gleichungssystemen, und noch heute wird „sein“ Simplex-Algorithmus verwendet. In den 1940er und 1950er Jahren waren die militärische Logistik, die Planung von Ressourcen und die Optimierung von Prozessen wichtige Anwendungsgebiete.

Das Fachgebiet und auch dessen Anwendungsspektrum entwickelte sich schnell mit der Verfügbarkeit von Computern und der Entwicklung neuer Algorithmen. So wurden beispielsweise das „Branch-and-Bound-Verfahren“ zur Lösung von ganzzahligen linearen Optimierungsproblemen und die „Dynamische Programmierung“ als Algorithmus zur Lösung von Problemen, die sich über mehrere Zeitpunkte erstrecken, entwickelt. Einige der wichtigsten Anwendungen des Operations Research sind die Planung von Produktions­prozessen, die Optimierung von Transportnetzen und der Energieversorgung sowie die Entwick­lung von Entscheidungsunterstützungssystemen.

Die GOR hat eine lange Geschichte, die bis in die 1950er Jahre zurückreicht. 1972 fusionierten der Arbeitskreis Operations Research (AKOR) und die Deutsche Gesellschaft für Unternehmensforschung (DGU) zur Deutschen Gesellschaft für Operations Research (DGOR) mit der Ausrichtung auf die praktische Anwendung der quantitativen Methoden.

In der ehemaligen DDR mussten die Begriffe „Operations Research“ und „Unternehmensforschung“ aufgrund ideologischer Gründe vermieden werden. Stattdessen gab es Forschungsgruppen zur „Mathematischen Operationsforschung“, „Mathematischen Optimierung“ oder einfach „Optimierung“ typischerweise an Mathematik-Abteilungen und nicht an Wirtschaftsfakultäten.

In der Bundesrepublik Deutschland wurde 1979 die Gesellschaft für Mathematik, Ökonomie und Operations Research (GMÖOR) gegründet, die sich auf die theoretische und mathematische Seite des Faches konzentrierte. Im Jahr 1998 fusionierten die Gesellschaften schließlich zur GOR. Heute hat die GOR etwa 1.100 Mitglieder aus Wissenschaft, Industrie und Verwaltung. Sie ist Mitglied in der Association of European Operational Research Societies (EUROwww.euro-online.org), die wiederum eine regionale Gruppierung innerhalb der International Federation of Operational Research Societies (IFORS) ist. In diesem Jahr feiert die EURO ihr 50-jähriges Bestehen auf der EURO 2025 Conference in Leeds (UK).

Die Aktivitäten der GOR sind unter anderem die regelmäßigen Workshops der 16 Arbeitsgruppen (siehe u.s. Bild), die jährliche Konferenz, die Herausgabe von zwei international angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften, die Förderung junger Wissenschaftler und die Auszeichnung besonderer Leistungen im Bereich Operations Research. Auf der eigenen Homepage www.gor-ev.de wird den Mitgliedern ein monatlicher Newsletter zur Verfügung stellt ebenso wie das eigene Mitgliederjournal „OR NEWS“, das dreimal pro Jahr erscheint.

Die Arbeitsgruppen sind ein besonders wichtiges Instrument der GOR. Der Hauptzweck neben dem Austausch ihrer Mitglieder besteht darin, Kontakte zwischen Industrie, Verwaltung und Universitäten aufzubauen und zu intensivieren.

Besonders wichtig für den fachlichen und persönlichen Austausch der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind die jährlichen Operations Research (OR)-Konferenzen mit 400 – 900 Teilnehmern nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Einige OR-Konferenzen werden auch trinational mit den Kollegen aus Österreich und der Schweiz organisiert. Die Konferenz „OR 2024“ zum Thema „Data, Learning and Optimization“ fand an der TU München statt, und vom 2.–5. September 2025 wird die OR 2025 zum Thema „Quantitative Approaches for a Complex World“ von der Universität Bielefeld ausgerichtet. Für Doktorandinnen und Doktoranden bietet die Konferenz ein spezielles Programm namens „DOCT!OR“, das jungen Forschenden die Möglichkeit bietet, ihre Arbeit zu präsentieren und sich anderen zu vernetzen. Ferner wird ein einwöchiges Tutorial zu einem für die Zukunft des Operations Research strategisch wichtigen Thema organisiert. Ziel ist es, eine leicht verständliche Einführung und eine zusammenfassende Darstellung des „State of the Art“ zu geben, um Wissenschaftler und Praktiker zu motivieren, sich mit den relevanten Themen auseinanderzusetzen. Als Referentinnen und Referenten konnten international renommierte Experten gewonnen werden, zuletzt Kalyan Talluri (Pompeu Fabra University, Barcelona) zum Thema „Revenue Management“, John Sterman (MIT, Cambridge, Mass.) zu „System Dynamics“, und David Hand (Imperial College, London) über „Business Intelligence“.

Während der OR-Konferenz werden verschiedene Preise verliehen, um die Leistungen von Wissen­schaftlerinnen und Wissenschaftlern im Laufe ihrer wissenschaftlichen Karrieren und von Unternehmen zu ehren, die sich besonders für die Fortschritte der OR eingesetzt und ausgezeichnet haben.

  • Der GOR-Bachelor-Preis wird als Auszeichnung an hervorragende Studierende des Operations Research verliehen, die sich in frühen Phasen des Studiums befinden. So sollen Talente motiviert werden, sich weiterhin mit Operations Research zu beschäftigen.
  • Der GOR-Diplom- und Master-Preis ehrt außergewöhnliche Diplom- und Masterarbeiten, wobei den Gewinnern vielfältige Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten innerhalb der GOR ermöglicht werden.
  • Der GOR-Dissertationspreis erkennt herausragende Doktorarbeiten im Bereich des Operations Research an, während der GOR-Young-Researchers-Preis an Wissenschaftler in frühen Karrierephasen verliehen wird, die Exzellenz durch Publikationen in renommierten Zeitschriften demonstrieren. Beide Preise werden mit Geldpreisen und zusätzlichen Vorteilen verliehen, die typischerweise von der Industrie oder der GOR selbst gesponsert werden.
  • Der GOR-Wissenschaftspreis ist der renommierteste Preis und wird seit 1989 für herausragende Leistungen zur Entwicklung des Operations Research vergeben und würdigt das Gesamtwerk der Preisträgerin oder des Preisträgers.
  • Der GOR-Unternehmenspreis wird seit 2006 alle zwei Jahre und abwechselnd mit dem Wissenschaftspreis an Unternehmen verliehen, die sich erheblich für die Anwendung und Verbreitung des Operations Research einsetzen, und zeichnet damit innovative Projekte mit nachgewiesenen OR-Beiträgen aus.

Mit diesen Preisen verfolgt die GOR das Ziel, Exzellenz und Innovation im Bereich des Operations Research in Wissenschaft und Praxis zu fördern.

Nach der Konferenz wird in der Buchreihe „Operations Research Proceedings“ im Springer-Verlag eine Auswahl von peer-reviewten Beiträgen veröffentlicht. Die jeweiligen Beiträge demonstrieren typischerweise die Vielfältigkeit der Methodik des OR. Dazu gehören klassische mathematische Optimierung, Statistik und Simulations­techniken. Diese werden durch Methoden der Informatik und aktuelle Fortschritte in der Informationstechnologie ergänzt. Schließlich präsentiert es eine Auswahl von Problemen, die unter Berücksichtigung von Unsicherheit, Risikomanagement, Verhaltens­aspekten und vielen anderen Aspekten modelliert und behandelt werden.

Ausblick

Das Operations Research entwickelt sich als Disziplin, die sich mit der Analyse und Optimierung von Entscheidungsprozessen in Unternehmen und Organisationen beschäftigt, ständig weiter. So umfasst Data Analysis die Kombination aus OR und Big Data (die Nutzung großer Datenmengen), um Muster, Trends und Beziehungen zu erkennen. Es umfasst Datenvisualisierung, statistische Analysen, Datenmodellierung und Data Mining. Dadurch können komplexe Entscheidungsprozesse automatisiert und optimiert werden. Data Analysis-Techniken wie Machine Learning und Deep Learning ermöglichen Prognosen über zukünftige Ereignisse oder Ergebnisse, basierend auf historischen Daten und aktuellen Trends. Künstliche Intelligenz (KI) hingegen bezeichnet die Fähigkeit von Computern, zu lernen, zu erkennen und zu handeln wie Menschen, aber ohne menschliches Eingreifen. Ein Beispiel für den Übergang zwischen Data Analysis und KI ist die Verwendung von Machine Learning-Algorithmen, um Daten zu analysieren und Vorhersagen zu treffen. Hierbei werden die Daten durch den Algorithmus analysiert, um Muster und Beziehungen zu erkennen, und dann werden Vorhersagen getroffen, ohne dass ein menschlicher Analyst direkt involviert ist.

Durch die Verwendung von Operations Research, Data Analysis und KI-Techniken können beispielsweise Lieferketten von Unternehmen optimiert werden, indem Lieferzeiten, Transportkosten und Lagerbestände analysiert und geplant werden. Bei der Predictive Maintenance (vorbeugende Wartung) können auf der Basis von Sensor-Daten und histori­schen Daten Prognosen über die Wahrscheinlichkeit von Maschinenausfällen oder anderen Problemen erstellt werden. Allgemein gesprochen können die Ressourcen von Unternehmen wie Personal, Maschinen oder Materialien optimiert werden, indem Bedarfsszenarien und die Verfügbarkeit von Ressourcen analysiert werden. Die Schonung und das Einsparen von wertvollen Ressourcen ist auch ein Beitrag zur Steigerung der Nach­haltigkeit und Umweltschutz.

Um die Möglichkeiten von Optimierungsalgorithmen, Data Analysis und Künstlicher Intelligenz in der praktischen Anwendung reflektiert und verantwortungsvoll nutzen zu können, ist ein umfassendes Verständnis der zugrundeliegenden Methoden essenziell. Dieses Verständnis wird in den Lehrveranstaltungen zum Operations Research an mathematischen, wirtschafts- und ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten vermittelt. Das Erkennen der Grenzen der Modellierung und der Umgang mit Unsicherheiten sind wichtige Aspekte, um sicherzustellen, dass die algorithmischen Ergebnisse plausibel und verifizierbar sind. Der souveräne Umgang mit Computern und KI-Technologien ist ein entscheidender Faktor für die Lösung von Problemen in den verschiedensten Bereichen. Die in den Lehrveranstaltungen erworbenen mathematischen Kenntnisse und Fertigkeiten sind essenziell, um sich in einer von komplexen Vorgängen und einer Informationsflut geprägten Welt zurechtzufinden.

 

Im folgenden Text finden Sie weitere Informationen über die GOR.

Bitte beachten Sie dabei, dass es sich teilweise um ältere Textpassagen handeln kann, die nicht den aktuellen Informationsstand widerspiegeln.

 

Die Gesellschaft für Operations Research e.V. (GOR) ist eine gemeinnützige Gesellschaft. Ihre zentrale Aufgabe, wie sie in der Satzung der Gesellschaft niedergelegt ist, besteht darin, die Verbreitung und den Einsatz von Operations Research in Wissenschaft und Praxis zu fördern. Dies geschieht in erster Linie mit Hilfe von Fachpublikationen, Tagungen, Arbeitsgruppen sowie im Wege der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Dabei kann sie auf eine bemerkenswert lange Geschichte zurückblicken, die mit dem Arbeitskreis Operations Research (AKOR, gegründet 1956) und der Deutschen Gesellschaft für Unternehmensforschung (DGU, 1961) ihren Anfang nahm.

Auch in der ehemaligen DDR wurden Methoden des Operations Research entwickelt und auf Konferenzen diskutiert. Aus ideologischen Gründen setzten sich die Begriffe Mathematische Operationsforschung, Mathematische Optimierung oder einfach Optimierung durch. Die mathematische Forschung in der DDR wurde in Hauptforschungsrichtungen organisiert, von denen die der Optimierung und der Statistik zusammen weite Aspekte des Operations Research abdeckten, sowohl theoretisch als auch angewandt. Zu den Beiträgen gehören frühe angewandte Arbeiten aus dem Jahr 1956 der Optimierungsgruppe der Fachhochschule Leuna-Merseburg zur Lösung von Gasmischungsproblemen der Leuna-Werke mittels linearer Programmierung. Auf der theoretischen Seite wurden Ergebnisse in buchstäblich allen Zweigen der Optimierung erzielt, von der nichtlinearen bis zur diskreten, von der multi-objektive und stochastischen bis zur unendlich-dimensionalen Optimierung. Seit 1970 ist die von Experten begutachtete internationale wissenschaftliche Zeitschrift Mathematische Operationsforschung und Statistik mit ihren Zweigen Optimierung und Statistik, die heute mit den Zeitschriften Optimization und Statistics fortgeführt wird, ein anerkanntes Mittel zur Verbreitung der Ergebnisse. Regelmäßige internationale wissenschaftliche Konferenzen haben sich als äußerst nützlich für den wissenschaftlichen Austausch erwiesen. Populäre Beispiele sind die Jahrestagung Mathematische Optimierung, die von der Optimierungsgruppe der Humboldt-Universität zu Berlin organisiert wird, und die International Conferences on Optimization, die von der Optimierungsgruppe der Technischen Hochschule Ilmenau auf der Wartburg veranstaltet werden. Die Wirkung dieser Konferenzen liegt in der Erhaltung und Fortführung wissenschaftlicher Qualität und in persönlicher Kontakte, die eine wissenschaftliche Zusammenarbeit über politische Grenzen hinweg ermöglichen.

Im Jahr 1972 verschmolzen AKOR und DGU zur Deutschen Gesellschaft für Operations Research (DGOR). Ab 1979, dem Jahr, in dem die Gesellschaft für Mathematik, Ökonomie und Operations Research (GMÖOR) gegründet wurde, existierten in Deutschland parallel zwei verschiedene Gesellschaften zur Förderung des Operations Research. Hierbei galt die DGOR als eher praxis- und managementorientiert, während die GMÖOR den mehr theoretischen und mathematisch orientierten Zweig des Operations Research repräsentierte. Im Jahr 1998 schlossen sich DGOR und GMÖOR dann zur GOR zusammen.

Heute hat die GOR insgesamt etwa 1.300 Mitglieder – Einzelpersonen und Institutionen aus Wissenschaft, Industrie und Verwaltung. Gegenwärtig wird ein Beitrag von 100 Euro für eine persönliche Mitgliedschaft (Studierende: 20 Euro) und 375 Euro (Mindestbeitrag) für eine institutionelle Mitgliedschaft erhoben, was zu einem Gesamtbudget von etwa 100.000 Euro im Jahr führt. Der Kontakt unter den Mitgliedern und der Austausch von Informationen zwischen dem Vorstand und den Mitgliedern erfolgt vor allem über die Webseite der Gesellschaft (http://www.gor-online.de) sowie über die Mitgliederzeitschrift „OR News“ (erscheint dreimal jährlich). Außerdem gibt der Vorstand einen elektronischen Newsletter heraus, der monatlich verschickt wird. Diese Leistungen sind im Mitgliedsbeitrag eingeschlossen und stehen allen Mitgliedern ohne weitere Kosten zur Verfügung.

Die GOR gibt zwei wissenschaftliche Zeitschriften heraus, OR Spectrum (ORS) und Mathematical Methods of Operations Research (MMOR). Beide erscheinen in englischer Sprache und sind international hervorragend gerankt. GOR-Mitglieder erhalten eine dieser Zeitschriften kostenlos im Rahmen ihrer Mitgliedschaft, die zweite kann zu einem stark reduzierten Preis (gegenwärtig 60 Euro pro Jahr) zusätzlich bezogen werden. Des Weiteren hat die GOR vor kurzem eine Buchreihe gestartet (GOR Publications, erscheint im Springer Verlag), die das hohe Niveau der Beiträge von GOR-Mitgliedern zum Operations Research / Management Science gerade auch international besser dokumentieren und diese Arbeiten für Wissenschaftler und Praktiker aus nicht deutschsprachigen Ländern leichter zugänglich machen soll.

Unter den von der GOR regelmäßig veranstalteten Konferenzen nimmt die Reihe der Jahrestagungen Operations Research (OR) zweifellos die wichtigste Rolle ein. Die OR ist eine internationale, wissenschaftliche Konferenz (Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch), die regelmäßig zwischen 400 und 900 Teilnehmer anzieht, nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Üblicherweise findet die Tagung in der ersten Septemberwoche statt. Sie bietet ein Forum für die Präsentation neuer Entwicklungen auf dem Gebiet des OR, und zwar sowohl aus wissenschaftlicher wie auch aus praktischer Sicht. Tutorials, Plenar- und Semiplenarvorträge, in denen international anerkannte Experten jeweils einen Überblick über ein bestimmtes aktuelles Themengebiet geben, runden das Tagungsprogramm ab. Eine Auswahl von Beiträgen wird in der Buchreihe „Operations Research Proceedings“ (Springer Verlag) veröffentlicht. Momentan betragen die Tagungsgebühren etwa 175 Euro für GOR-Mitglieder und 275 Euro für Nichtmitglieder. Studenten bezahlen nur einen symbolischen Beitrag.

Mindestens einmal jährlich – üblicherweise am Tag vor Beginn der Jahrestagung – veranstaltet die GOR ein eintägiges Tutorial über ein Fachgebiet, das für die zukünftige Entwicklung des Operations Research in Deutschland als strategisch bedeutsam angesehen wird. Ziel des Tutorials ist es deshalb vor allem, durch eine leicht verständliche Einführung in das Thema und eine komprimierte Darstellung des „State-of-the-Art“ Wissenschaftler und Praktiker zu einer Beschäftigung mit Fragestellungen aus dem betreffenden Fachgebiet anzuregen. Gleichzeitig soll das Tutorial dazu dienen, Kontakte zwischen interessierten Praktikern und Wissenschaftlern aufzubauen und zu vertiefen. Als Referenten konnten in der Vergangenheit stets international renommierte Experten gewonnen werden, zuletzt etwa Kalyan Talluri (Universität Pompeu Fabra, Barcelona) zum Thema „Revenue Management“, John Sterman (MIT, Cambridge, Mass.) zum Thema „System Dynamics“ und David Hand (Imperial College, London) über „Business Intelligence“.

Ein besonders wichtiges Instrument der GOR stellen die Arbeitsgruppen dar. Sie dienen insbesondere dem Zweck, Kontakte zwischen Industrie, Verwaltung und Hochschulen aufzubauen und zu intensivieren. Momentan existieren 15 Arbeitsgruppen, unter anderem für Revenue Management und Dynamic Pricing, Supply Chain Management, Health Care Management, OR im Umweltschutz sowie Projektmanagement und Scheduling, um nur einige zu nennen. Jede der Arbeitsgruppen verfügt über ein eigenes kleines Budget, mit dem Treffen und Konferenzen organisiert werden. Mindestens einmal pro Jahr soll ein Treffen jeder Arbeitsgruppe stattfinden, idealerweise bei einem Unternehmen, das in dem jeweiligen Themenbereich der Arbeitsgruppe engagiert ist. Die Termine anstehender Arbeitsgruppensitzungen finden sich auf der Homepage der GOR.

Die GOR vergibt verschiedene Preise, unter denen der Wissenschaftspreis (gegenwärtig gesponsert von der INFORM GmbH, Aachen) der bedeutendste ist. Jedes zweite Jahr wird er an eine Persönlichkeit „mit deutschem Hintergrund“ für ein herausragendes wissenschaftliches Lebenswerk verliehen. Bisherige Preisträger sind unter anderem Martin Grötschel, Thomas Liebling, Bernhard Fleischmann, Rolf Möhring und Wolfgang Domschke. Sehr gut etabliert hat sich der GOR-Dissertationspreis (gesponsert von SAP, Walldorf), mit dem jedes Jahr anlässlich der Jahrestagung vier Promovenden ausgezeichnet werden, die sich durch exzellente Dissertationen hervorgetan haben. Ebenso wird in jedem Jahr der GOR-Preis für Diplom- und Masterarbeiten (gegenwärtig gesponsert von der GAMS Software GmbH, Köln) an drei Hochschulabsolventen vergeben. Im Jahr 2006 wurde außerdem zum ersten Mal der GOR-Unternehmenspreis verliehen, der ein Unternehmen für besonderes Engagement im Einsatz und in der Verbreitung des Operations Research in der Praxis auszeichnen soll, erster Preisträger war die INFORM GmbH, Aachen. Zukünftig soll dieser Preis jedes zweite Jahr – im Wechsel mit dem Wissenschaftspreis – vergeben werden.

Nachwuchsförderung betreibt die GOR u.a. dadurch, dass sie die Teilnahme von qualifizierten Nachwuchswissenschaftlern an internationalen Tagungen finanziell bezuschusst. Fördermittel stehen zum Besuch solcher Tagungen zur Verfügung, für die keine finanzielle Unterstützung bei der DFG bzw. beim DAAD beantragt werden kann, also vor allem für Tagungen im europäischen Ausland. Für die Teilnehmer an den Summer Schools der EURO, die als Vertreter der GOR ausgewählt werden, übernimmt die GOR die Kosten der An- und Abreise.

Die GOR unterhält enge internationale Beziehungen mit anderen Gesellschaften und Organisationen aus Wissenschaft und Praxis. Sie ist Mitglied im europäischen (EURO) und im internationalen Dachverband (IFORS) der nationalen Gesellschaften für Operations Research. Tagungen von Arbeitsgruppen und Summer Schools der EURO, die in Deutschland stattfinden, werden auf Antrag der Organisatoren finanziell unterstützt. Daneben existieren unterschiedliche Formen von bilateralen Beziehungen zu anderen Staaten der EU. So hat die GOR etwa Partnerschaftsverträge mit den OR-Gesellschaften Österreichs, der Schweiz, Sloweniens, der Niederlande und Ungarns abgeschlossen. Diese geben den Mitgliedern dieser Gesellschaften die Möglichkeit, zu den gleichen Bedingungen (insbesondere zu den gleichen Gebühren) an Veranstaltungen der GOR teilzunehmen, wie sie den GOR-Mitgliedern gewährt werden, und umgekehrt. Traditionell werden außerdem alle vier Jahre die Jahrestagungen der österreichischen und schweizerischen OR-Gesellschaft sowie der GOR als gemeinsame Tagung organisiert (Zürich 1998, Klagenfurt 2002, Karlsruhe 2006). Weniger regelmäßig geschieht dies ebenfalls in Kooperation mit der NGB, der niederländischen OR-Gesellschaft (Tilburg 2004).

Trotz der Vielzahl ihrer Aktivitäten ist die GOR durch eine sehr „flache“, dezentrale Organisation charakterisiert. Sie unterhält nur ein kleines Büro, das von einer engagierten Mitarbeiterin auf Teilzeitbasis geführt wird. Alle Leistungen der Gesellschaft könnten nicht ohne den großen Einsatz ihrer Mitglieder angeboten werden.