Der Preis wird seit dem Jahr 2006 im zweijährigen Turnus an Unternehmen vergeben, die sich in besonderer Weise für den Einsatz und die Verbreitung des Operations Research in der Praxis engagiert haben. Er ist mit 5.000,- EUR dotiert. Der Unternehmenspreis soll für erfolgreich abgeschlossene, innovative Projekte mit nachgewiesenem, signifikantem OR-Anteil in Planung, Realisierung bzw. im Praxiseinsatz vergeben werden. Ein besonderer wirtschaftlicher Nutzen, z.B. in Form von Produktivitätssteigerungen, Leistungs- oder Ergebnisverbesserungen, soll dabei nachgewiesen werden. Ausgezeichnet werden können auch Unternehmen, die sich besonders für die Kooperation mit Hochschulen eingesetzt haben. Diese Zusammenarbeit kann sich dabei z.B. in Anzahl und Qualität der Diplomarbeiten und Dissertationen ausdrücken, die aus gemeinsamen Projekten hervorgegangen sind.
Der nächste Unternehmenspreis wird in 2024 verliehen.
Preisträger 2022: OPTANO GmbH
Die Optano GmbH mit Sitz in Paderborn wurde im Jahre 2009 von Dr. Jens-Peter Kempkes, Dr. Stefan Bunte und Dr. Ingmar Steinzen gegründet. In agilen Projektteams mit insgesamt 35 Mitarbeitern bündeln sie ihr Know-How über Operations Research, Softwareenticklung und Beratung. Sie entwickeln Planungssoftware basierend auf Operations Research insbesondere für Automobilhersteller, Fluglinien und Strategieberatungen.
Die Wurzeln der drei Gründer und mittlerweile vieler ihrer Mitarbeiter liegen an der Universität Paderborn, beim Lehrstuhl von Prof Dr Leena Suhl. Seit der Gründung im Jahre 2009 wurden viele weitere Forschungsarbeiten in Kooperation mit der Industrie, der Uni und Forschungsinstituten durchgeführt. Für Optano und die Studenten ergab sich ein natürlicher Weg der Nachwuchsförderung und Talentegewinnung. Für die Partnerfirmen hatte dies den Vorteil, dass die Software nicht rein für die Forschung nutzbar war, sondern leicht in die Unternehmens-IT überführt werden konnte. Zu ihren Kunden zählen zum Beispiel BMW, Daimler und Lufthansa.
Die Förderung des Operations Research haben sie untermauert durch ihre langjährige Teilnahme und Sponsoring der GOR Jahrestagungen, durch diverse Studentenprojekte, bzw Abschlussarbeiten. Ihre Bindung zur Universität haben sie dabei nie verloren. Die drei Gründer haben bewiesen, dass sich mit Wissen in der Softwareentwicklung und der Expertise in Operations Research ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen lässt, dass Nachwuchs anlockt und die großen Unternehmen Jahr für Jahr überzeugt.
Die Jury beglückwünscht im Namen der GOR die Gründer und alle Mitarbeiter der Optano GmbH ganz herzlich zum Gewinn des Unternehmenspreises 2022.
Jens Peter Kempkes & Ingmar Steinzen nehmen den Unternehmenspreis 2022 auf der Jahrestagung 2022 entgegen. Alf Kimms (Vorstandsvorsitz) und Jens Schulz (Vorstand Finanzen) übergeben den Preis stellvertretend für die Jury.
Preisträger 2021: Deutsche Bahn AG
Die Deutsche Bahn AG ist ein bundeseigener Eisenbahnkonzern bestehend aus mehr als 600 verbundenen Unternehmen und über 300.000 Mitarbeitern. Sie betreibt einen Großteil des deutschen Schienennetzes und steuert einen Großteil des Eisenbahnverkehrs.
Innerhalb der Deutschen Bahn wird Operations Research in diversen Abteilungen eingesetzt, um operative, taktische und strategische Entscheidungen zu treffen, dazu zählen u.a. Crewplanung, Fahrplanerstellung, Wartungsplanung, Kapazitätsplanung.
Insbesondere zeigt die DB seit Jahrzehnten, wie OR erfolgreich im Unternehmen eingesetzt werden kann – OR wird nicht im stillen Kämmerlein praktiziert, sondern wird sowohl aktiv durch Experten in den operativen Bereichen als auch zentral in Serviceeinheiten eingesetzt. Von Projektarbeit bis hin zur Erstellung und Wartung von Softwaretools trifft man OR in vielen Bereichen der Bahn an: DB Fernverkehr, DB Cargo, DB Netz, DB Analytics, DB Systel,… um nur einige hervorzuheben.
Die Mobilitätsherausforderungen unseres Jahrhunderts werden bei der DB im Projekt “Digitale Schiene Deutschland” gebündelt. Hier wird es insbesondere an der Schnittstelle zwischen Operations Research, Machine Learning, Quantum Computing und Data Science viele Herausforderungen zu meistern geben, um das komplexe Netzwerk in Echtzeit zu kontrollieren, um so mehr Menschen im Nah- und Fernverkehr pünktlich und zufrieden zu befördern.
Die DB Mitarbeiter nehmen aktiv an GOR Arbeitsgruppentreffen und GOR Jahrestagungen teil. Ralf Borndörfer und Hanno Schülldorf sind seit mehr als 5 Jahren stellvertretende Leiter der AG “Logistik & Verkehr”. Die Bahn hat unzählige Master- und Dissertationsarbeiten an Universitäten, so wie Forschungsprojekte gefördert. Ein Ergebnis davon sind diverse spin-offs, die heutzutage Operations Research in der Praxis in Form von Software und Beratung erfolgreich umsetzen.
Ihre langjährige Verbundenheit zur GOR, die Stimulierung neuer Forschungsthemen auf dem Gebiet des Operations Research und der erfolgreiche Einsatz von OR in der Praxis haben die Jury dazu bewegt, den GOR Unternehmenspreis auf der virtuellen OR 2021 an die Deutsche Bahn zu verleihen. Stefan Stroh (Chief Digital Officer & Leiter des Kompetenzzentrums Digitalisierung) nahm den Preis stellvertretend entgegen und hielt einen Vortrag über “Die digitale Transformation der DB”.
Stefan Stroh (CDO) nimmt den GOR Unternehmenspreis bei der virtuellen OR2021-Sitzung entgegen.
Preisträger 2018: Sixt SE, Pullach
Sixt mit Sitz in Pullach bei München ist ein Mobilitätsdienstleister mit einer Präsenz in mehr als 120 Ländern weltweit. Das Unternehmen ist mit einem breiten Spektrum an Produkten und Services in den Geschäftsbereichen Autovermietung und Leasing tätig und somit in der Lage, seinen Kunden bedarfsgerechte Mobilität von wenigen Minuten bis zu mehreren Jahren zu bieten. Sixt verzeichnete zuletzt eine dynamische geschäftliche Entwicklung mit mehreren Rekordjahren in Folge.
Der Erfolg des Konzerns beruht auch wesentlich auf einer ausgeprägten Innovationskultur. Unter anderem legt Sixt einen besonderen Fokus auf das Revenue Management, ein wichtiges Anwendungsgebiet des Operations Research. Sixt hat die Bedeutung des Themas früh erkannt, betreibt seit Jahren Forschung auf dem Gebiet und entwickelt eigene Methoden. Unter Leitung von Dr. Henrik Imhof, promovierter Mathematiker und im Konzern als Managing Director verantwortlich für die Themen Revenue Management und Pricing, wurde eine Abteilung zur Weiterentwicklung dieser Technologie aufgebaut. Big Data und Machine Learning spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie mathematische Prognosen und Optimierungen. Darüber hinaus wendet Sixt die Methoden des Operations Research in weiteren Bereichen an, um seinen Kunden attraktive Dienste zu attraktiven Preisen anbieten zu können. Dazu zählen etwa die Optimierung von Logistikprozessen bei der Reallokation von Fahrzeugen und die Optimierung des Fuhrparkeinkaufs.
Der Konzern bringt sich aktiv in die GOR ein. Henrik Imhof ist seit vielen Jahren stellvertretender Leiter der Arbeitsgruppe Pricing & Revenue Management. Der Erfolg der Arbeitsgruppe ist auch darauf zurückzuführen, dass er sein berufliches Netzwerk nutzt, um Teilnehmer und Vortragende aus Unternehmen zu aktuellen Themen zu gewinnen, die bisher noch keinen Kontakt zur GOR hatten. Die Aktivitäten des Konzerns beschränken sich nicht nur auf die eigene Forschung, sondern beinhalten auch eine nachhaltige Unterstützung der universitären Forschung. Dies erfolgt durch die Finanzierung entsprechender Projekte und die Bereitstellung von Daten. Die Ergebnisse solcher Projekte haben die Basis für Publikationen in Zeitschriften wie Transportation Science und European Journal of Operational Research gebildet. Die Gruppe um Herrn Imhof unterstützt auch die Lehre, insbesondere an bayerischen Universitäten, durch regelmäßige Gastvorträge sowie die Vergabe von Masterarbeiten und Praktikumsplätzen. Zahlreiche Absolventen mit einem Schwerpunkt im Bereich des Operations Research haben ihren Karriereeinstieg bei Sixt gefunden.
In Würdigung dieses Engagements für das Operations Research hat die GOR den alle zwei Jahre verliehenen Unternehmenspreis im Rahmen der Jahrestagung 2018 in Brüssel an den Sixt-Konzern verliehen.
v.l.: Dr. Ulrich Dorndorf (Vorsitzender der GOR-Preisjury), Dr. Henrik Imhof (Sixt)
Preisträger 2016: Deutsche Post DHL Group, Bonn
Der GOR Unternehmenspreis wird im Abstand von mindestens zwei Jahren an ein Unternehmen vergeben, das sich auf besondere Art und Weise dem Operations Research gewidmet hat. Als Findungs- und Auswahlkommission waren dieses Jahr Ulrich Dorndorf von der INFORM GmbH, Sven Spieckermann von der SimPlan AG, Hans-Georg Zimmermann von der Siemens AG und der Autor dieses Beitrags in der Funktion des Jury-Vorsitzenden eingesetzt. Mit gebotener Diskretion wurden mehrere mögliche Kandidaten diskutiert. Schließlich fiel die Wahl einstimmig auf ein Unternehmen, das einen sehr großen Bekanntheitsgrad besitzt: Die Deutsche Post DHL Group.
Dieses Unternehmen ist allen GOR-Mitgliedern sicherlich noch als Sponsor der Jahrestagung 2014 in Aachen in Erinnerung. Wir hatten damals alle eine Konferenztasche erhalten, die in strahlendem Gelb und mit unübersehbarem Logo für Verwunderung in Aachens Altstadt sorgte, da die Bürger selten so viele Postbedienstete gesehen hatten. Durch die Einrichtung einer OR-Stiftungsprofessur in Aachen hat Deutsche Post DHL ein deutliches Signal für die praktische Relevanz OR-geprägter Ansätze im Logistikbereich gesetzt. Seit über 20 Jahren arbeitet der Preisträger mit verschiedenen Universitäten und Dienstleistern zusammen, um OR in der Praxis einzusetzen. Am Standort Bonn sind nach eigener Auskunft ca. 20 ORler im Unternehmen tätig, um hauseigene Lösungen zu entwickeln.
Der Preis wurde auf der Jahrestagung in Hamburg überreicht und von Herrn Dr. Hempsch und Herrn Schrempp entgegen genommen. In seinem Semiplenarvortrag hat Herr Dr. Hempsch vor großem Publikum einen wunderschönen Vortrag gehalten, um die diversen OR-Anwendungen im Unternehmen zu veranschaulichen. Die Zuhörer haben gelernt, dass diverse Probleme bei der Deutschen Post DHL mit OR-Unterstützung angegangen werden: Netzwerkdesign und Standortplanung, der Zuschnitt von Bezirken in der Paketzustellung, aber auch die Disposition von Transporten, um nur einige Beispiele zu nennen. Das durchweg positive Feedback der Zuhörer machte klar, dass ein würdiger Preisträger gefunden worden war.
v.l.: Prof. Dr. Alf Kimms (Vorsitzender der GOR-Preisjury), Dr. Christoph Hempsch, Ulrich Schrempp (beide Deutsche Post DHL Group), Prof. Dr. Leena Suhl (Vorsitzende des GOR-Vorstands)