Informationen zur GOR

Die Gesellschaft für Operations Research e.V.

Die Gesellschaft für Operations Research (GOR) kann auf eine bemerkenswert lange Geschichte zurückblicken, die mit dem Arbeitskreis Operations Research (AKOR, gegründet 1956) und der Deutschen Gesellschaft für Unternehmensforschung (DGU, 1961) ihren Anfang nahm. Im Jahr 1972 verschmolzen AKOR und DGU zur Deutschen Gesellschaft für Operations Research (DGOR). Ab 1979, dem Jahr, in dem die Gesellschaft für Mathematik, Ökonomie und Operations Research (GMÖOR) gegründet wurde, existierten in Deutschland parallel zwei verschiedene Gesellschaften zur Förderung des Operations Research. Hierbei galt die DGOR als eher praxis- und managementorientiert, während die GMÖOR den mehr theoretischen und mathematisch orientierten Zweig des Operations Research repräsentierte. Im Jahr 1998 schlossen sich DGOR und GMÖOR dann zur GOR zusammen.

Heute hat die GOR insgesamt etwa 1.300 Mitglieder – Einzelpersonen und Institutionen aus Wissenschaft, Industrie und Verwaltung. Gegenwärtig wird ein Beitrag von 100 Euro für eine persönliche Mitgliedschaft (Studierende: 20 Euro) und 375 Euro (Mindestbeitrag) für eine institutionelle Mitgliedschaft erhoben, was zu einem Gesamtbudget von etwa 100.000 Euro im Jahr führt. Der Kontakt unter den Mitgliedern und der Austausch von Informationen zwischen dem Vorstand und den Mitgliedern erfolgt vor allem über die Webseite der Gesellschaft (http://www.gor-online.de) sowie über die Mitgliederzeitschrift „OR News“ (erscheint dreimal jährlich). Außerdem gibt der Vorstand einen elektronischen Newsletter heraus, der monatlich verschickt wird. Diese Leistungen sind im Mitgliedsbeitrag eingeschlossen und stehen allen Mitgliedern ohne weitere Kosten zur Verfügung.

Die GOR ist eine gemeinnützige Gesellschaft. Ihre zentrale Aufgabe, wie sie in der Satzung der Gesellschaft niedergelegt ist, besteht darin, die Verbreitung und den Einsatz von Operations Research in Wissenschaft und Praxis zu fördern. Dies geschieht in erster Linie mit Hilfe von Fachpublikationen, Tagungen, Arbeitsgruppen sowie im Wege der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Die GOR gibt zwei wissenschaftliche Zeitschriften heraus, OR Spectrum (ORS) und Mathematical Methods of Operations Research (MMOR). Beide erscheinen in englischer Sprache und sind international hervorragend gerankt. GOR-Mitglieder erhalten eine dieser Zeitschriften kostenlos im Rahmen ihrer Mitgliedschaft, die zweite kann zu einem stark reduzierten Preis (gegenwärtig 60 Euro pro Jahr) zusätzlich bezogen werden. Des Weiteren hat die GOR vor kurzem eine Buchreihe gestartet (GOR Publications, erscheint im Springer Verlag), die das hohe Niveau der Beiträge von GOR-Mitgliedern zum Operations Research / Management Science gerade auch international besser dokumentieren und diese Arbeiten für Wissenschaftler und Praktiker aus nicht deutschsprachigen Ländern leichter zugänglich machen soll.

Unter den von der GOR regelmäßig veranstalteten Konferenzen nimmt die Reihe der Jahrestagungen Operations Research (OR) zweifellos die wichtigste Rolle ein. Die OR ist eine internationale, wissenschaftliche Konferenz (Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch), die regelmäßig zwischen 400 und 900 Teilnehmer anzieht, nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Üblicherweise findet die Tagung in der ersten Septemberwoche statt. Sie bietet ein Forum für die Präsentation neuer Entwicklungen auf dem Gebiet des OR, und zwar sowohl aus wissenschaftlicher wie auch aus praktischer Sicht. Tutorials, Plenar- und Semiplenarvorträge, in denen international anerkannte Experten jeweils einen Überblick über ein bestimmtes aktuelles Themengebiet geben, runden das Tagungsprogramm ab. Eine Auswahl von Beiträgen wird in der Buchreihe „Operations Research Proceedings“ (Springer Verlag) veröffentlicht. Momentan betragen die Tagungsgebühren etwa 175 Euro für GOR-Mitglieder und 275 Euro für Nichtmitglieder. Studenten bezahlen nur einen symbolischen Beitrag.

Mindestens einmal jährlich – üblicherweise am Tag vor Beginn der Jahrestagung – veranstaltet die GOR ein eintägiges Tutorial über ein Fachgebiet, das für die zukünftige Entwicklung des Operations Research in Deutschland als strategisch bedeutsam angesehen wird. Ziel des Tutorials ist es deshalb vor allem, durch eine leicht verständliche Einführung in das Thema und eine komprimierte Darstellung des „State-of-the-Art“ Wissenschaftler und Praktiker zu einer Beschäftigung mit Fragestellungen aus dem betreffenden Fachgebiet anzuregen. Gleichzeitig soll das Tutorial dazu dienen, Kontakte zwischen interessierten Praktikern und Wissenschaftlern aufzubauen und zu vertiefen. Als Referenten konnten in der Vergangenheit stets international renommierte Experten gewonnen werden, zuletzt etwa Kalyan Talluri (Universität Pompeu Fabra, Barcelona) zum Thema „Revenue Management“, John Sterman (MIT, Cambridge, Mass.) zum Thema „System Dynamics“ und David Hand (Imperial College, London) über „Business Intelligence“.

Ein besonders wichtiges Instrument der GOR stellen die Arbeitsgruppen dar. Sie dienen insbesondere dem Zweck, Kontakte zwischen Industrie, Verwaltung und Hochschulen aufzubauen und zu intensivieren. Momentan existieren 15 Arbeitsgruppen, unter anderem für Revenue Management und Dynamic Pricing, Supply Chain Management, Health Care Management, OR im Umweltschutz sowie Projektmanagement und Scheduling, um nur einige zu nennen. Jede der Arbeitsgruppen verfügt über ein eigenes kleines Budget, mit dem Treffen und Konferenzen organisiert werden. Mindestens einmal pro Jahr soll ein Treffen jeder Arbeitsgruppe stattfinden, idealerweise bei einem Unternehmen, das in dem jeweiligen Themenbereich der Arbeitsgruppe engagiert ist. Die Termine anstehender Arbeitsgruppensitzungen finden sich auf der Homepage der GOR.

Die GOR vergibt verschiedene Preise, unter denen der Wissenschaftspreis (gegenwärtig gesponsert von der INFORM GmbH, Aachen) der bedeutendste ist. Jedes zweite Jahr wird er an eine Persönlichkeit „mit deutschem Hintergrund“ für ein herausragendes wissenschaftliches Lebenswerk verliehen. Bisherige Preisträger sind unter anderem Martin Grötschel, Thomas Liebling, Bernhard Fleischmann, Rolf Möhring und Wolfgang Domschke. Sehr gut etabliert hat sich der GOR-Dissertationspreis (gesponsert von SAP, Walldorf), mit dem jedes Jahr anlässlich der Jahrestagung vier Promovenden ausgezeichnet werden, die sich durch exzellente Dissertationen hervorgetan haben. Ebenso wird in jedem Jahr der GOR-Preis für Diplom- und Masterarbeiten (gegenwärtig gesponsert von der GAMS Software GmbH, Köln) an drei Hochschulabsolventen vergeben. Im Jahr 2006 wurde außerdem zum ersten Mal der GOR-Unternehmenspreis verliehen, der ein Unternehmen für besonderes Engagement im Einsatz und in der Verbreitung des Operations Research in der Praxis auszeichnen soll, erster Preisträger war die INFORM GmbH, Aachen. Zukünftig soll dieser Preis jedes zweite Jahr – im Wechsel mit dem Wissenschaftspreis – vergeben werden.

Nachwuchsförderung betreibt die GOR u.a. dadurch, dass sie die Teilnahme von qualifizierten Nachwuchswissenschaftlern an internationalen Tagungen finanziell bezuschusst. Fördermittel stehen zum Besuch solcher Tagungen zur Verfügung, für die keine finanzielle Unterstützung bei der DFG bzw. beim DAAD beantragt werden kann, also vor allem für Tagungen im europäischen Ausland. Für die Teilnehmer an den Summer Schools der EURO, die als Vertreter der GOR ausgewählt werden, übernimmt die GOR die Kosten der An- und Abreise.

Die GOR unterhält enge internationale Beziehungen mit anderen Gesellschaften und Organisationen aus Wissenschaft und Praxis. Sie ist Mitglied im europäischen (EURO) und im internationalen Dachverband (IFORS) der nationalen Gesellschaften für Operations Research. Tagungen von Arbeitsgruppen und Summer Schools der EURO, die in Deutschland stattfinden, werden auf Antrag der Organisatoren finanziell unterstützt. Daneben existieren unterschiedliche Formen von bilateralen Beziehungen zu anderen Staaten der EU. So hat die GOR etwa Partnerschaftsverträge mit den OR-Gesellschaften Österreichs, der Schweiz, Sloweniens, der Niederlande und Ungarns abgeschlossen. Diese geben den Mitgliedern dieser Gesellschaften die Möglichkeit, zu den gleichen Bedingungen (insbesondere zu den gleichen Gebühren) an Veranstaltungen der GOR teilzunehmen, wie sie den GOR-Mitgliedern gewährt werden, und umgekehrt. Traditionell werden außerdem alle vier Jahre die Jahrestagungen der österreichischen und schweizerischen OR-Gesellschaft sowie der GOR als gemeinsame Tagung organisiert (Zürich 1998, Klagenfurt 2002, Karlsruhe 2006). Weniger regelmäßig geschieht dies ebenfalls in Kooperation mit der NGB, der niederländischen OR-Gesellschaft (Tilburg 2004).

Trotz der Vielzahl ihrer Aktivitäten ist die GOR durch eine sehr „flache“, dezentrale Organisation charakterisiert. Sie unterhält nur ein kleines Büro, das von einer engagierten Mitarbeiterin auf Teilzeitbasis geführt wird. Alle Leistungen der Gesellschaft könnten nicht ohne den großen Einsatz ihrer Mitglieder angeboten werden.