Verleihung der Diplom- und Masterarbeitspreise 2001

von RAINER KOLISCH, DARMSTADT

Sehr geehrte Damen und Herren,

für den Studentenpreis der GOR in diesem Jahr wurden vier Arbeiten eingereicht. Alle Arbeiten waren von ausnehmend hoher Qualität, so daß es der Jury, bestehend aus Frau Katrin Schimmel von der KPMG Berlin, Herrn Kollegen Georg Reinelt vom Institut für Informatik an der Universität Heidelberg und mir, nicht leicht gefallen ist, die Preisträger auszuwählen. Nach gründlicher Begutachtung wurden jedoch einstimmig zwei Arbeiten als besonders preiswürdig eingestuft.

Lassen Sie mich kurz auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Arbeiten eingehen, bevor ich Ihnen die Arbeiten in der gebotenen Kürze einzeln vorstellen möchte. Zunächst zu den Gemeinsamkeiten:

  • In beiden Arbeiten geht es um das Thema Mobilität und Verkehr.
  • Die Verfasser beider Arbeiten sind Frauen.
  • Beide Arbeiten sind in Kooperation mit der Praxis entstanden.
  • Beide Arbeiten sind in ein Forschungsprogramm eingebettet.
  • In beiden Arbeiten werden Modelle und Methoden des OR und der Betriebswirtschaftslehre zur Abbildung und Lösung neuartiger Problemstellungen mit Erfolg eingesetzt.
  • Beide Arbeiten behandeln Themen, die Gegenstand der aktuellen Diskussion sind: Die Rücknahme- und Verwertungsverpflichtung von Altautos sowie die Verbesserung des Service im schienengebundenen öffentlichen Fernverkehr.

Die Unterschiede der Arbeiten bestehen in der Betrachtung des Individualverkehrs zum einen und des öffentlichen Personenverkehrs zum anderen. Kommen wir nun zu den beiden Arbeiten.

Die erste Arbeit ist von Frau Heidi Marek. Die Arbeit wurde von Herrn Kollegen Mathes im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main betreut. Die Arbeit ist in Kooperation mit der DaimlerChrysler AG entstanden und trägt den Titel: »Prozess-orientierte Abschätzung von Entsorgungs- und Recyclingkosten und –erlösen auf Basis unvollkommener Informationen«. Worum geht es in dieser Arbeit? Ausgangspunkt der Problemstellung ist die Tatsache, daß aufgrund der EU-Altauto-Richtlinie jeder Fahrzeughersteller ab dem Jahr 2006 »seine« Fahrzeuge kostenfrei zurücknehmen muß. Dadurch werden Kosten und Erlöse von Entsorgungs- und Recyclingmaßnahmen für die Bewertung und Auswahl von Alternativen bei der Produktentwicklung relevant. Kern der Arbeit ist daher die Entwicklung eines stochastischen Modells, mit dem diese Kosten und Erlöse bereits heute abgeschätzt werden können.

Die Gutachter äußern sich zu dieser Arbeit unter anderem wie folgt:

  • »Diese Arbeit besticht durch ihre brisante, aktuelle Themenstellung und vor allem durch die Detailliertheit ihrer Bearbeitung. Zur Lösung der Problemstellung wird eine Fülle von Verfahren professionell kombiniert und überaus überzeugend dargestellt. Sehr sorgfältige Analysen wurden angestellt, um einen derartigen Umfang an Daten bereitzustellen und in dem entwickelten Kosten-Erlös-Modell zu verarbeiten.«
  • »Diese Arbeit gefällt mir am besten, da sie die wichtige aktuelle Fragestellung zum Recycling im gesamten gesellschaftlichen Kontext ausführlich behandelt.«

Die zweite Arbeit stammt von Frau Natalia Kliewer. Die Arbeit wurde von Frau Kollegin Suhl im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paderborn betreut. Die Arbeit ist in Kooperation mit der Deutschen Bahn AG entstanden und trägt den Titel: »Mathematische Optimierung zur Unterstützung kundenorientierter Disposition im Schienenverkehr«. Worum geht es in dieser Arbeit? Ausgangspunkt der Problemstellung ist hier, daß im operativen Betrieb der Bahn aus unterschiedlichsten Gründen Störungen auftreten. Für den Reisenden führen Störungen zu Reiseverzögerungen, Wartezeiten und verpaßten Anschlüssen. Ziel der Disposition ist es, durch geeignete Maßnahmen die Folgen dieser Störungen bestmöglichst zu begrenzen. Zur Unterstützung der Dispositionsaufgabe wird in der Arbeit ein Entscheidungsmodell entwickelt und implementiert, das die Folgen der Störungen, gemessen in zwei verschiedenen Typen von Wartezeiten, nämlich Wartezeiten im (warmen) Zug und auf dem (kalten) Bahnsteig, minimiert.

Die Gutachter äußern sich zu dieser Arbeit unter anderem wie folgt:

  • »Insbesondere die Modellierung der Passagierwarteminuten als Abbildung des Qualitätsfaktors Kundenzufriedenheit schätze ich als gelungenen Ansatz ein.«
  • »Mir gefällt an der Arbeit, daß das Problem umfassend diskutiert wird und ein Werkzeug entstanden ist, dessen praktischer Einsatz möglich ist.«

Meine Damen und Herren, ich hoffe, daß diese skizzenhaften Ausführungen Ihren Appetit auf Details angeregt haben, und lade Sie herzlich zu den beiden Vorträgen der Preisträgerinnen morgen von 10:30 – 12:00 in Raum MC 122 ein.

Ich möchte nun die beiden Preisträgerinnen, Frau Heidi Marek und Frau Natalia Kliewer, zur Verleihung der Urkunden nach vorne bitten.